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PoliPedia.at: Die multimediale Wiki-Plattform zu den Themen Demokratie, Politik und Partizipation.
Storytelling
Russland - Land der Gegensätze
Wer eine Reise macht, der kann auch etwas erzählen.
Im vorliegenden Fall geht diesem Beitrag ein Monat in der Hauptstadt der Russischen Föderation voraus. Moskau, die größte Stadt Europas mit ungefähr 10 mio. und zusätzlich noch 14 mio. Einwohnern in der Umgebung (wobei die Dunkelziffer mit illegalen Einwohnern - ein Russe braucht eine innerstaatliche Zuzugserlaubnis für Moskau - bei weitem höher liegt), ist nicht nur politisches Zentrum einer Großmacht, Schmelzpunkt verschiedener Kulturen, sondern auch der Ort, an dem Armut und Reichtum wie in kaum einer anderen Stadt Europas aufeinandertreffen.
Zwischen sowjetischen Plattenbauten die nur mehr zu stehen scheinen, weil sie der gängigen Statik trotzen und beweisen wollen, dass es auch ohne sie geht, ragen moderne Hochhäuser und Wohnhausanlagen empor. Gleich daneben findet man einen kleinen Omnibus aus dessen Wagenfesntern eine alte Frau, die mehr tot als lebend aussieht, Gemüse und Salate verkauft. Gegenüber verwittert eine halbfertige Bauruine langsam vor sich hin - die Wirtschaftskrise hat in Russland deutlich ihre Spuren hinterlassen.
Steigt man in die Metro, deren Innenstadtstationen stalinistische Prachtbauten sind, mit großen Lustern behängt und Marmor ausgekleidet, hat man überall das gleiche Bild: Massen von Milizia (Moskauer Polizei) säumen die Säulengänge. In Russland herrscht Angst vor Terroranschlägen. Das massive Aufgebot an Sicherheitskräften soll Terroristen abschrecken und der Bevölerung ein subjektives Sicherheitsgefühl vermitteln. Als Ausländer fühlt man sich dadurch aber ersteinmal eher eingeschüchtert, was sich mit fortschreitendem Aufenthalt aber legt. Man gewöhnt sich daran.
"Terror in Moskau?", denkt man da erst einmal. "Da war doch diese Schule und dieses Theater?" In Wirklichkeit gab es da um einiges mehr. Wenn man den USA vorwirft, die eigene Bevölkerung künstlich in einem Angstzustand zu halten (denn was ist denn dort schon passiert seit dem 9/11?), ist das in Russland keineswegs der Fall. Über die letzten Jahre verteilt gab es immer wieder Bomben- und Selbstmordanschläge in der russischen Hauptstadt, mit zum Teil hohen Opferzahlen. Eine Tatsache, die westlichen Medien meist nicht wichtig genug für eine Berichterstattung ist.
Wo wir auch schon bei den Medien wären, die in Westeuropa prinzipiell immer noch nicht sehr von denen des kalten Kriegs zu unterscheiden sind. Russland ist und bleibt der Böse, hinterfragt wird nie und berichtet nur dann, wenn man etwas Negatives schreiben kann. In der Südossetienkrise vor einem Jahr ist die westliche Presse erst eingestiegen, als Russland dort einmarschiert ist. Der wochenlange Konflikt auf diplomatischem Weg zuvor (und der Einmarsch Georgiens in ein de-facto unabhängiges Gebiet) wurde nur selten erwähnt.
Das Russland die Gaspreise für die Ukraine auf Weltmarktniveau gehoben hat, weil ihnen von der westlichen Staatengemeinschaft nahe gelegt wurde Weltmarktpreise zu verlangen, um endlich der WTO beitreten zu können, erfuhr man bei uns im Westen auch nicht durch die Zeitung oder das Fernsehen.
Diese Liste lässt sich lange fortführen und dient nicht dazu, Russland hervorzuheben, sondern eher unsere eigenen Augen zu öffnen, die glauben alles sehen zu können, weil wir ja in einer so guten Demokratie leben. Die Wahrheit ist anders. Unsere Medien sind mindestens genauso voreingenommmen wie jene, die von ihnen verurteilt werden. Um der Wahrheit ein bisschen näher zu kommen, gerade was Ostosteuropapolitik betrifft, rate ich des Öfteren bei http://de.rian.ru/ vorbeizuklicken. Es ist dies die russische Auslandsnachrichtenagentur, die glücklicherweise auch auf deutsch publiziert. Die Wahrheit liegt, natürlich, irgendwo in der Mitte. Es sei noch angemerkt, dass russiche Tageszeitungen gerade gegenüber russischer Innenpolitik einen sehr kritischen Ton an den Tag legen (und auch an den Tag legen können), von denen sich die 0815-Gegenüberstellung politischer Meinungen zum 367 Mal in so manchem österreichischen Blatt sich durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.
Nun zu einem anderen heiklen Thema. Zar Vladimir I., seines Zeichens russischer Ministerpräsident und ehemaliger Staatspräsident. Diese scherzhafte Bezeichnung ist in Russland nicht unüblich. Das neue Zarenpärchen Putin-Medwedew hat Russland ziemlich fest im Griff. Eine Entwicklung, die man im Westen nicht gerne sieht und die auch sicherlich bedenklich ist. Um den russischen und allen voran den Moskauer Volksgeist etwas mehr zu verstehen muss gesagt werden, dass auf eine Zeit des politischen und sozialen Verfalls unter Jelzin, wo man teilweise aus Angst nicht mehr aus dem Haus gehen konnte (in Moskau), Russland durch Putin wieder zu einem "normalen" Rechtsstaat geworden ist (wenn man davon absieht, dass man so ziemlich jedes leichte Verkehrsdelikt mit 10-20 und jedes schwerere mit 40-50 Euro Aufmerksamkeitszahlung an den aufhaltenden Polizisten aus der Welt schaffen kann - Diese Männer und Frauen verdienen ca. 350 Euro im Monat. Nicht viel in einer der teuersten Städte Europas, wo die Mietpreise denen in Wien durchaus ähnlich sind). Unter Jelzin wurde die gesamte ehemalige Weltmacht heruntergewirtschaftet, von ausländischen Beratern so 'gut' beraten, dass man in einen Staatsbankrott schlitterte und die Cashcows der ehemaligen Sowjetunion unter ein paar Oligarchen aufgeteilt. Die einhellige Meinung in Russland geht ungefähr in diese Richtung: Lieber etwas weniger Freiheit und Demokratie, aber dafür etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Zusätzlich ist Russland ein Staat ohne demokratische Tradition und wie gut es funktioniert, von Null auf Hundert Demokratie einzuführen, sieht man ja derzeit sehr gut im Irak oder in Afghanistan (wenn der Vergleich natürlich auch stark überzeichnet ist).
Was bleibt von einem Monat Russland? Ein tiefer Eindruck der freundlichen Menschen dort. Die Erfahrung, dass man bei weitem nicht so viel Konsumgegenstände braucht wie hier üblich, dass einem dadurch nicht einmal was abgeht, sondern man viel eher etwas gewinnt. Man hat ein Land kennen gelernt, dass Europa ist und dann doch wieder nicht. Was die Politik betrifft: Ein Blick von außen erkennt zu wenig und zu verschwommen. Selbst nach einem Monat habe ich nur kleine Eindrücke gewonnen, die mich aber zumindest darin bestärkt haben, unseren westlichen Informationen und Medien (ja leider unsere einzige Informationsmöglichkeit) drei- oder viermal auf die Finger zu sehen, sobald in ihren Artikeln das Wort Russland fällt.
Anregungen, Fragen, Vorschläge? Bitte, bitte ... her damit!
Im vorliegenden Fall geht diesem Beitrag ein Monat in der Hauptstadt der Russischen Föderation voraus. Moskau, die größte Stadt Europas mit ungefähr 10 mio. und zusätzlich noch 14 mio. Einwohnern in der Umgebung (wobei die Dunkelziffer mit illegalen Einwohnern - ein Russe braucht eine innerstaatliche Zuzugserlaubnis für Moskau - bei weitem höher liegt), ist nicht nur politisches Zentrum einer Großmacht, Schmelzpunkt verschiedener Kulturen, sondern auch der Ort, an dem Armut und Reichtum wie in kaum einer anderen Stadt Europas aufeinandertreffen.
Zwischen sowjetischen Plattenbauten die nur mehr zu stehen scheinen, weil sie der gängigen Statik trotzen und beweisen wollen, dass es auch ohne sie geht, ragen moderne Hochhäuser und Wohnhausanlagen empor. Gleich daneben findet man einen kleinen Omnibus aus dessen Wagenfesntern eine alte Frau, die mehr tot als lebend aussieht, Gemüse und Salate verkauft. Gegenüber verwittert eine halbfertige Bauruine langsam vor sich hin - die Wirtschaftskrise hat in Russland deutlich ihre Spuren hinterlassen.
Steigt man in die Metro, deren Innenstadtstationen stalinistische Prachtbauten sind, mit großen Lustern behängt und Marmor ausgekleidet, hat man überall das gleiche Bild: Massen von Milizia (Moskauer Polizei) säumen die Säulengänge. In Russland herrscht Angst vor Terroranschlägen. Das massive Aufgebot an Sicherheitskräften soll Terroristen abschrecken und der Bevölerung ein subjektives Sicherheitsgefühl vermitteln. Als Ausländer fühlt man sich dadurch aber ersteinmal eher eingeschüchtert, was sich mit fortschreitendem Aufenthalt aber legt. Man gewöhnt sich daran.
"Terror in Moskau?", denkt man da erst einmal. "Da war doch diese Schule und dieses Theater?" In Wirklichkeit gab es da um einiges mehr. Wenn man den USA vorwirft, die eigene Bevölkerung künstlich in einem Angstzustand zu halten (denn was ist denn dort schon passiert seit dem 9/11?), ist das in Russland keineswegs der Fall. Über die letzten Jahre verteilt gab es immer wieder Bomben- und Selbstmordanschläge in der russischen Hauptstadt, mit zum Teil hohen Opferzahlen. Eine Tatsache, die westlichen Medien meist nicht wichtig genug für eine Berichterstattung ist.
Wo wir auch schon bei den Medien wären, die in Westeuropa prinzipiell immer noch nicht sehr von denen des kalten Kriegs zu unterscheiden sind. Russland ist und bleibt der Böse, hinterfragt wird nie und berichtet nur dann, wenn man etwas Negatives schreiben kann. In der Südossetienkrise vor einem Jahr ist die westliche Presse erst eingestiegen, als Russland dort einmarschiert ist. Der wochenlange Konflikt auf diplomatischem Weg zuvor (und der Einmarsch Georgiens in ein de-facto unabhängiges Gebiet) wurde nur selten erwähnt.
Das Russland die Gaspreise für die Ukraine auf Weltmarktniveau gehoben hat, weil ihnen von der westlichen Staatengemeinschaft nahe gelegt wurde Weltmarktpreise zu verlangen, um endlich der WTO beitreten zu können, erfuhr man bei uns im Westen auch nicht durch die Zeitung oder das Fernsehen.
Diese Liste lässt sich lange fortführen und dient nicht dazu, Russland hervorzuheben, sondern eher unsere eigenen Augen zu öffnen, die glauben alles sehen zu können, weil wir ja in einer so guten Demokratie leben. Die Wahrheit ist anders. Unsere Medien sind mindestens genauso voreingenommmen wie jene, die von ihnen verurteilt werden. Um der Wahrheit ein bisschen näher zu kommen, gerade was Ostosteuropapolitik betrifft, rate ich des Öfteren bei http://de.rian.ru/ vorbeizuklicken. Es ist dies die russische Auslandsnachrichtenagentur, die glücklicherweise auch auf deutsch publiziert. Die Wahrheit liegt, natürlich, irgendwo in der Mitte. Es sei noch angemerkt, dass russiche Tageszeitungen gerade gegenüber russischer Innenpolitik einen sehr kritischen Ton an den Tag legen (und auch an den Tag legen können), von denen sich die 0815-Gegenüberstellung politischer Meinungen zum 367 Mal in so manchem österreichischen Blatt sich durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.
Nun zu einem anderen heiklen Thema. Zar Vladimir I., seines Zeichens russischer Ministerpräsident und ehemaliger Staatspräsident. Diese scherzhafte Bezeichnung ist in Russland nicht unüblich. Das neue Zarenpärchen Putin-Medwedew hat Russland ziemlich fest im Griff. Eine Entwicklung, die man im Westen nicht gerne sieht und die auch sicherlich bedenklich ist. Um den russischen und allen voran den Moskauer Volksgeist etwas mehr zu verstehen muss gesagt werden, dass auf eine Zeit des politischen und sozialen Verfalls unter Jelzin, wo man teilweise aus Angst nicht mehr aus dem Haus gehen konnte (in Moskau), Russland durch Putin wieder zu einem "normalen" Rechtsstaat geworden ist (wenn man davon absieht, dass man so ziemlich jedes leichte Verkehrsdelikt mit 10-20 und jedes schwerere mit 40-50 Euro Aufmerksamkeitszahlung an den aufhaltenden Polizisten aus der Welt schaffen kann - Diese Männer und Frauen verdienen ca. 350 Euro im Monat. Nicht viel in einer der teuersten Städte Europas, wo die Mietpreise denen in Wien durchaus ähnlich sind). Unter Jelzin wurde die gesamte ehemalige Weltmacht heruntergewirtschaftet, von ausländischen Beratern so 'gut' beraten, dass man in einen Staatsbankrott schlitterte und die Cashcows der ehemaligen Sowjetunion unter ein paar Oligarchen aufgeteilt. Die einhellige Meinung in Russland geht ungefähr in diese Richtung: Lieber etwas weniger Freiheit und Demokratie, aber dafür etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Zusätzlich ist Russland ein Staat ohne demokratische Tradition und wie gut es funktioniert, von Null auf Hundert Demokratie einzuführen, sieht man ja derzeit sehr gut im Irak oder in Afghanistan (wenn der Vergleich natürlich auch stark überzeichnet ist).
Was bleibt von einem Monat Russland? Ein tiefer Eindruck der freundlichen Menschen dort. Die Erfahrung, dass man bei weitem nicht so viel Konsumgegenstände braucht wie hier üblich, dass einem dadurch nicht einmal was abgeht, sondern man viel eher etwas gewinnt. Man hat ein Land kennen gelernt, dass Europa ist und dann doch wieder nicht. Was die Politik betrifft: Ein Blick von außen erkennt zu wenig und zu verschwommen. Selbst nach einem Monat habe ich nur kleine Eindrücke gewonnen, die mich aber zumindest darin bestärkt haben, unseren westlichen Informationen und Medien (ja leider unsere einzige Informationsmöglichkeit) drei- oder viermal auf die Finger zu sehen, sobald in ihren Artikeln das Wort Russland fällt.
Anregungen, Fragen, Vorschläge? Bitte, bitte ... her damit!