Umbruch im arabischen Raum: Die Rolle der Neuen Medien

Die Rolle der Neuen Medien bei den Unruhen im arabischen Raum



In den letzten Wochen und Monaten ist viel im arabischen Raum passiert: Langjährige Diktatoren wurden entmachtet oder sind kurz davor entmachtet zu werden.
Es ist immer wieder in den Medien zu hören, dass soziale Netzwerke bzw. Neue Medien der treibende Motor der Protestbewegungen waren. In diesem Artikel erfährt ihr, was Neue Medien sind, wie sie funktionieren, was sie alles können und warum sie so erfolgreich bei den Umsturzversuchen waren.

Was sind eigentlich Neue Medien? Prinzipiell sind Neue Medien sogenannte „Mitmachmedien“, das heißt, jeder von euch kann Nachrichten und Neuigkeiten im Internet verbreiten. Das einzige, was ihr dazu braucht, ist eine Plattform, wie zum Beispiel Twitter, Facebook oder YouTube. Twitter wäre nichts ohne die NutzerInnen, denn sie hauchen erst Leben in eine derartige Website!

Einer der großen Vorteile der Neuen Medien ist die schnelle Übermittlungen von Nachrichten. Das kann natürlich das Fernsehen oder das Radio auch, aber das Besondere an den Neuen Medien ist, dass Inhalte unter einander ausgetauscht, geteilt und verbreitet werden können, ohne Hindernisse einer filternden Redaktion. Somit ist die Nachrichtenübermittlung (wie z.B. Berichte von DemonstrantInnen auf dem Tahir-Platz in Kairo) sofort da und man muss nicht extra auf die Nachrichten im Fernsehen warten.

In Staaten, in denen das Monopol über Zeitungen und Fernsehanstalten bei einer Partei oder einem Führer konzentriert ist, sind Facebook und Co. umso wichtiger geworden. Sie fallen nämlich unter keine staatliche Zensur und können so ohne Einschränkungen arbeiten.
Außerdem sind Neuen Medien sehr gut zur Mobilisierung geeignet. Eine Plattform, die in den Protesten eine wichtige Rolle gespielt hat, ist Twitter.

Twitter ist ein soziales Netzwerk, das einem erlaubt kurze Nachrichten zu verfassen. Solche Nachrichten, auch Tweets genannt, stellen die Basis dieser Plattform dar.

Damit andere User die Updates bzw. Nachrichten lesen können brauchen sie nur anderen User „folgen“. Anders gesagt: Jemand abonniert einen Tweet.

Damit ein Tweet auch richtig genutzt wird, braucht ihr dafür gewisse „Werkzeuge“. Diese Werkzeuge sollen den Umgang mit Tweets erleichtern, und wie ihr später sehen werdet, sind diese auch sehr hilfreich und nützlich.

Ihr habt nun die Möglichkeit eine Nachricht, begrenzt auf 140 Zeichen, den Leuten sichtbar zu machen, die euch folgen (auf Englisch: „followers“). Wie ihr seht, ist die Zeichenzahl begrenzt, deshalb gibt es einfach zu merkende „Codewörter“, die euch das, was ihr sagen wollt, auf ein paar Zeichen begrenzen können.
Es gibt die Möglichkeit, einen Aufruf via Twitter zu starten. Wenn man den Followern auf etwas aufmerksam machen möchte (z.B. eine Demonstration) und man will, dass, wie bei einem Schneeballsystem, diese Nachricht sich schnell verbreiten soll, schreibt am Anfang eures Tweets dieses englische Kürzel: „Plz RT“.

Was heißt das nun? „Plz RT“ oder ausgeschrieben „please retweet“ heißt lediglich, dass die Follower bitte (please) den Tweet weiterleiten sollen, also „retweeten“. Wenn das einer von den Followern macht, so können das SEINE Follower auch machen und so weiter. Daraus ergibt sich ein Schneeballsystem: Nachrichten erreichen viele Menschen in kürzester Zeit.

Jetzt habt ihr den ersten Schritt soweit gemeistert! Aber jetzt kommt der wichtige Teil: Der Inhalt. Was wollt ihr eigentlich euren Followern sagen, außer dass sie etwas weiterleiten sollen?
Ihr möchtet euren Followern Infos zu einer Demo mitteilen. Dann würde der Tweet beispielsweise so aussehen:

„Plz RT Donnerstag, 30. März am #Residenzplatz #Demo gegen Tierfabriken!“



Und fertig ist euer erster Tweet! Ihr habt somit die wichtigsten Infos auf engstem Raum verpackt und auch einen Aufruf gestartet, diesen Tweet weiterzuleiten. Ihr seht hier auch noch ein Beispiel vom User „shawkilla“:





Euch ist jetzt sicher aufgefallen, dass vor einzelnen Wörtern das #-Symbol zu sehen ist. Im folgenden werdet ihr mehr über einen der wichtigsten Bestandteilen eines Tweets erfahren.

Das Raute-Zeichen „#“ wird dann vor jenen Wörtern gestellt, die besonders betont werden sollen. User „shawkilla“ möchte in seinem Tweet speziell die Wörter Egypt, Libya, Yemen und Bahrain betonen. Warum will er das machen?

Stellt euch vor, ihr loggt euch auf Twitter ein und möchtet sofort die neuesten Nachrichten bzw. Twitter-Meldungen zum Thema Ägypten sehen. Dafür gebt ihr einfach in der Suchleiste „#egypt“ ein und schon seht ihr eine sogenannte Twitterwall.





Auf dieser Twitterwall werden ALLE Tweets gesammelt, die diesen Suchbegriff beinhalten, in unserem Fall #egypt. Das heißt, ihr könnt Begriffe mit diesem sogenannten hash-tag „#“ versehen, damit andere User ALLE Nachrichten zu diesem Begriff sehen können.

Wie ihr beim ersten Tweet auf dieser Wall sehen könnt, wird Twitter auch von Zeitungen, Fernsehanstalten, etc. genutzt. Der arabische Fernsehsender Al Jazeera bietet den Nutzern, wenn sie entweder nach #Libya, #Egypt, #Iraq oder #Yemen suchen, die neuesten Nachrichten mithilfe eines Links an.

Solche hash-tags waren in den arabischen Protestbewegungen sehr wichtig, nicht nur um einen besseren Überblick aller Tweets zu bekommen sondern auch um Leute mobilisieren zu können. So ein „Mobilisierungstweet“ könnte beispielsweise so aussehen:

"PLZ RT Let's meet today at #Tahrirsquare to protest against #Mubarak."



Was ist eure Meinung, welche hash-tags spielten noch eine wichtige Rolle?


Wir, Florian und Giovanni aus der 6C des BG Nonntal, schlagen beispielsweise folgende Tags vor:
#Egypt , #Libya , #Jemen, #Tunisia, #Gaddafi, #Mubarak, #Protest, #Iraq, #Dictator, #Demonstration, #Bahrain
Wir denken sie könnten eine entscheidende Rolle bei der Organisation von Demonstrationen gespielt haben.

Mit der Macht der Sozialen Netzwerke haben vor allem die politischen Eliten nicht gerechnet.
Facebook und Twitter haben mit einer unglaublichen Geschwindigkeit das Internet revolutioniert und Millionen von Menschen weltweit vernetzt. Auf Grund dieser Vernetzung ist es auch so einfach geworden, Informationen und Nachrichten zu verbreiten. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, ist der Raum um Kairo und die großen Städte am Nil sehr gut mit Facebook vernetzt. Auch über diese Plattform können, so wie auf Twitter, schnell und einfach Nachrichten übermittelt werden.
Man kann auch deutlich erkennen, dass die Vernetzung von Facebook nur sehr schlecht ausgeprägt ist. Das kann auch ein Grund dafür sein, dass die Demonstrationen in Libyen eher desorganisierter sind, als die Demonstrationen in Ägypten.


Neue Medien haben wegen dieser leichten Informationsübermittlung und vor allem wegen dem großen Mobilisierungspotential eine sehr wichtige Rolle gespielt. Sie bieten aber auch eine Gefahr, vor allem für die Machthaber. Am Beginn der Proteste in Ägypten und Tunesien haben die Machthaber das Internet sperren lassen, sodass keine Information an die Außenwelt durchdringen konnte. Aber soziale Netzwerke, wie Facebook und Twitter konnten diese Sperre umgehen.

Wie konnten, trotz der Sperre, dennoch Status-Updates auf Facebook und Twitter veröffentlicht werden?


Die Neuen Medien haben ein unglaubliches Potential: Sie können einerseits Menschen schnell mit Informationen versorgen und andererseits diese auch genauso schnell zusammenführen. Diese Eigenschaften gepaart mit der Möglichkeit, Blockaden von Regierungen zu umgehen, sind heute eine Herausforderung für alle autoritären Staaten und Machthaber.

Google hat versucht, die Internetsperre in Ägypten zu umgehen. Das Unternehmen ermöglichte es, per Telefonanruf zu twittern.
Für diesen Service, genannt „Speak To Tweet“ wurden drei Rufnummern eingerichtet, auf denen Nachrichten als Sprachnachricht hinterlassen werden können, dann mit der Markierung "egypt" bei Twitter veröffentlicht werden. Weiters könnte man über diese Nummern auch Nachrichten abhören, eine Internet-Verbindung ist dafür nicht von Nöten.
Bislang hat "Speak To Tweet" etwas mehr als 7000 Abonnenten. Ob es dadurch eine Rolle bei der Mobilisierung zum "Marsch der Million" in Ägypten gespielt hat, bleibt also trotzdem unklar. (Florian und Giovanni 6C, BG Nonntal)


Kennt ihr noch andere Plattformen, auf denen man Nachrichten und Status-Updates posten kann?


Twitter, Facebook, MySpace, SchülerVZ, Netlog, Lokalisten.de, alle Social Networks!

Von Florian und Gioavnni aus der 6C des BG Nonntal.


Quellen und wichtige Links:

http://www.zeit.de/digital/internet/2011-02/Google-Manager-Aegypten?page=1
http://blogs.aljazeera.net/middle-east/2011/01/25/egypts-protests-social-media
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/en/wiki/2011_Egyptian_protests
http://english.aljazeera.net/news/africa/2011/02/2011221133557377576.html
http://articles.cnn.com/2011-02-11/tech/egyptian.president.digital.mashable_1_social-media-cnn-moment-english-language-network?_s=PM:TECH
http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-20030611-503544.html
http://derstandard.at/1297216135271/Social-Web-Aegyptische-Revolution-Volksaufstand-Gefaellt-mir
http://www.thenation.com/article/158498/how-cyber-pragmatism-brought-down-mubarak
http://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_in_der_Arabischen_Welt_2010%E2%80%932011
http://www.tagesschau.de/ausland/googletwitter100.html
http://www.winload.de/news/web/agypten-blockt-twitter-und-facebook/


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Seite zuletzt geändert: am Donnerstag, 23. Oktober 2014 17:13:19 von schwarza.

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